So werden Sie ein besserer Chef


10 Dinge, die einen guten Chef ausmachen

Vorgelebt statt vorgesetzt

 

In vielen Chefetagen scheint man zu glauben, das Wort „Vorgesetzter“ habe primär etwas mit „sitzen“ zu tun. Im Büro nämlich, und am liebsten hinter verschlossener Tür. Dort, so meine Erfahrung aus unzähligen Coachings, garen leitende Angestellte im eigenen Saft und überlegen sich, wie sie die Performance ihrer Mitarbeiter verbessern können. Diese messen sie - so wie im Möbelhandel allgemein üblich - am Umsatz. Wenn es hakt, scheint Druck nach unten das probate Mittel, um oben gut dazustehen. Unmut im Team ist die Folge. Das Gefühl mangelnder Wertschätzung wirkt sich dann negativ auf den Verkauf aus. Doch es gibt Wege, wie Chefs diesen Teufelskreis durchbrechen können…

 

1. Neues Denken trainieren

 

Die ausgetretenen Pfade sind bequem, ohne Frage. Aber vielleicht verbirgt sich dahinter interessantes Neuland, das es wert wäre, entdeckt zu werden. Sich dorthin zu wagen, kostet natürlich ein bisschen Überwindung. Mehr noch: Wenn wir unsere Komfortzone verlassen, werden wir unweigerlich auch mit unseren Stärken und Schwächen konfrontiert. Doch es ist gut, sich bewusst zu machen, wie man selbst funktioniert. Nicht nur lässt es uns effizienter werden, sondern nimmt auch eine Menge Druck aus dem Kessel.

 

Voraussetzung für Veränderungen ist, sich diese auch zuzutrauen und daran zu glauben, durch Offenheit für Neues etwas Positives zu bewirken. Gerade in der heutigen Arbeitswelt mit ihren unzähligen Herausforderungen sind Flexibilität und dynamisches „Out-of-the-Box“-Denken gefordert - etwas, das nicht jedem liegt, aber trainiert werden kann.

 

2. Verhaltensmuster durchbrechen

 

Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung, heißt es im Volksmund. Wer sich und andere kritisch hinterfragt, kann sich daranmachen, mit eingefahrenen Verhaltensmustern zu brechen. Für den Verkauf heißt das: Raus aus dem Büro, rauf auf die Fläche. Dorthin, wo die Mitarbeiter sind. Dorthin, wo es um Emotion und Kundenbindung geht - den Schlüssel zum erfolgreichen Verkaufen.

 

3. Konkret statt schwammig

 

Doch was genau macht man dann da, in der „freien Wildbahn“? Viele Vorgesetzte erfahren selbst zu wenig Anleitung. „Mehr Umsatz herausholen“ ist eine sehr vage Vorgabe. Fordern Sie also eine möglichst klare und detaillierte Beschreibung Ihrer Position ein. Leiten Sie anschließend daraus die Erwartungen an Ihre Mitarbeiter ab und formulieren diese ebenfalls so konkret wie möglich. Beispiel: Statt „Verkaufen Sie eine Küche“ sagen Sie: „Ich erwarte, dass sich auf der Verkaufsfläche keine Kollegen-Grüppchen bilden, sondern dass meine Mitarbeiter Offenheit ausstrahlen und freundlich auf die Kunden zugehen, um aus dieser Begegnung ein individuelles Verkaufsgespräch unter Berücksichtigung der folgenden Punkte 1, 2, 3… zu beginnen.“ Tipps dazu, wie das Verkaufsgespräch aussehen kann, finden Sie in meinem Artikel zum Thema „Kunden Gewinnen durch Achtsamkeit. Sieben Schritte zum Verkauf 4.0“

 

4. Anleiten statt anschnauzen

 

Wichtig ist auch, dass Sie nun immer wieder den Kontakt zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern suchen, sie aktiv begleiten und anleiten und ihnen Rückendeckung geben. Wagen Sie sich auch hier nach vorn. Halten Sie zum Beispiel morgens Meetings ab und holen sich abends von jedem ein Feedback dazu, wie der Tag gelaufen ist. Damit meine ich keine Erfolgsbilanz, sondern ein einfühlsames Abfragen der Anzahl der Kontakte und einzelner Gesprächsverläufe.

 

Anschnauzen ist dabei tabu. Haben Sie sich im Griff und entwickeln Sie Strategien für Tage, an denen es nicht so gut läuft und Sie am liebsten aus der Haut fahren würden. In meinen Coachings vermittele ich Techniken, die dabei helfen, in solchen Situationen einen Ausbruch zu verhindern, der für das Team und den langfristigen Erfolg völlig kontraproduktiv wäre.

 

5. Anerkennung zeigen

 

Es mag banal klingen, aber zeigen Sie Anerkennung. Ein Lob dort, wo es angebracht ist, motiviert ungemein und spornt an, sich weiter ins Zeug zu legen. Stellen Sie es immer in einen konkreten Kontext, z.B. eine Situation, die Sie miterlebt haben und die Sie nun als Beleg für den positiven Einsatz anbringen können. Ebenfalls hilfreich sind Entwicklungsgespräche, in denen Sie zunächst herausstellen, welche Stärken Ihnen aufgefallen sind und dann ansprechen, wo Sie weiteres Potential sehen. Bieten Sie auch hier Ihre aktive Unterstützung an.

 

6. Ansprechbar sein

 

Seien Sie für Ihre Mitarbeiter greifbar. Sich nicht im Büro einzuigeln, ist hier der erste Schritt, aber signalisieren Sie auch Gesprächsbereitschaft, wenn irgendwo der Schuh drückt. Hören Sie zu und überlegen Sie, wie Sie unterschiedliche Bedürfnisse mit den Arbeitsanforderungen verbinden können. Gerade jüngere Angestellte, Mütter oder frisch gebackene Väter sind dankbar, wenn man konstruktiv mit ihren Anliegen umgeht.

 

7. Feedback fordern

 

Gehen Sie sogar noch einen Schritt weiter und fordern Sie Feedback ein. Es hilft Ihnen dabei, sich selbst und Ihre Wahrnehmung von sich, Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und den Abläufen im Unternehmen immer wieder kritisch zu hinterfragen, so dass sich keine neuen unliebsamen Muster einschleichen können. Um ein entsprechendes Betriebsklima mit flachen Hierarchieren zu fördern, in dem sich niemand scheut, Rückmeldung zu geben oder Kritik anzubringen, lohnt es sich, über ein allgemeines „Du“ nachzudenken. Mehr zu Vor- und Nachteilen des Duzens im Unternehmen lesen Sie hier.

 

8. Mut zur Lücke haben

 

Kein Chef kann alles können und wissen. Dazu sind die Anforderungen heute viel zu komplex, müssen Sie viel zu viele Baustellen im Blick haben. Stehen Sie dazu, genauso wie zu Ihren Fehlern. Das macht Sie menschlich und wird Ihnen mehr Integrität und Respekt einbringen als das Pochen auf Unantastbarkeit und den höheren Rang des Vorgesetzten. Seien Sie offen für einen Rat von denen, die sich dort auskennen, wo sie es nicht tun. Das spart Zeit und Energie für das, was Vorgesetzte wirklich können müssen: reflektieren und Entscheidungen treffen.

 

9. Bodenständig bleiben

 

Mitarbeiter haben gewisse Erwartungen an ihren Chef oder die Chefin, und zwar nicht zuletzt auch deshalb, weil er oder sie mehr verdient. Die gut bezahlte Position wird assoziiert mit fachlicher Kompetenz und der Fähigkeit zur Führung. Gehen Sie also mit gutem Beispiel voran und pflegen Sie Tugenden, die Sie auch bei Ihren Mitarbeitern gerne sehen würden: Bescheidenheit, Ehrlichkeit und Einsatzbereitschaft zum Beispiel. Wer dagegen Protzen für angebracht hält und Luxus unnötig zur Schau stellt, wird es schwer haben, seine Mitarbeiter zu motivieren.

 

10. Vertrauen fördern

 

Das alles läuft auf eine Sache hinaus: Vertrauen. Es zu erreichen, ist ein Prozess, der langwierig sein kann und harte, konstante Arbeit erfordert, sich aber auf jeden Fall auszahlt, wenn man konsequent am Ball bleibt. Vertrauen schafft Identifikation mit dem Unternehmen, was sich auf beiden Seiten - dem von Vorgesetzten wie von Mitarbeitern - positiv auf das Geschäft auswirkt. Teamgeist und ein gutes Betriebsklima sind immens wichtige Faktoren, damit am Schluss auch wieder das stimmt, was der Möbelhandel stets fest im Blick hat: der Umsatz.